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Inschrift Außenmauer - Hochwassermarke
Eine Hochwassermarke ?
Viele Menschen haben sie schon gesehen, doch kaum einer vermag die Bedeutung der kuriosen lateinischen Inschrift deuten, die an der Außenmauer des Freihofes vor der Basilika St. Matthias, zur Matthiasstraße hin gezeichnet ist.
Ein Auszug aus einem Aufsatz von Anna Heintzen und Hermann Spoo zum Thema "Sechs Dörfer vor der Neuport" beleuchtet Trierer Vorortbilder aus dem vorletztem Jahrhundert und nimmt auch Bezug auf eben diese Mattheiser Inschrift. Nachstehend einige Zeilen aus dem Aufsatz:
- Rechts neben dem Freihofstor steht das ehemalige "Gerichtshaus" der Abtei, das einzige erhaltene Gebäude dieses Zwecks auf Trierer Stadtboden - eine Gerichtsstelle unter freiem Himmel freilich haben wir in Gestalt des abgesteinten Quadrats vor St. Paulin. An der Außenwand des Gerichtshauses wurde 1863 beim Abkippen schadhaften Mörtels eine mittelalterliche Inschrift "neu entdeckt". Dr. J. Ladner, Arzt und verdienter Altertumsfreund, veröffentlichte sie 1863 mit dem Vermerk, dass schon Brower und Masen sie im 17. Jahrhundert festgehalten haben (wenn auch etwas ungenau, fügen wir hinzu). Johann Leonardy (1829 - 77), Sohn eines Mattheiser Tagelöhners, Verfasser der 1870 erschienenen Geschichte des trierischen Landes und Volkes", gab der Inschrift einen Platz in seiner Auflage des v. Hauptschen "Panorama von Trier". Die Schriftzeichen waren schon vor diesen 100 Jahren stark verwittert. Seitdem hat der graue Stein weiter gelitten, doch lässt sich der Text noch streckenweise verfolgen.
Im Rahmen der weitgreifenden Außenrenovierung der Basilika St. Matthias und des Freihofes wurde auch die die Inschrift restauriert und ist seit dem wieder ausgezeichnet lesbar! (siehe Foto)
- Übersetzt: Mitten in meinem Hause haben mich umringt meine Feinde, und mein Haus ging hinaus durch die Fenster, und ich ward gefangen inmitten eben der Benediktinerpatres. Lebet Wohl.
(Die Buchstaben P BN nehmen wir mit Haller-Züscher als Abkürzung für Patrum Benedictorum, andere ergänzen „Pisces bene valete, ihr Fische lebet wohl!)
- Dies Rätsel, dessen Sprache an Psalmentexte gemahnt, hat eine humorbegabte Mönchsgeneration der Nachwelt hinterlassen, als beim Rückgang eines ungewöhnlichen Hochwassers ein sicher ganz kapitaler Flossenträger in einem Klosterraum da herum steckengeblieben war. Brower, Leonardy und Haller-Züscher setzen die Inschrift ins Jahr 1296, als die Mosel über die Stadtmauern am niedrigen Ufer stieg (Gesta Trevirorum) und, Brower zufolge, die Brücke überflutete. Eine derart frühe Ansetzung erlaubt auch der Schriftcharakter (Ladner). "Circumdederunt me" lauten die ersten Wortes des Introitus „Psalm 17" zum Sonntag Septuagesima. Vielleicht ist damit das Tagesdatum jenes Moselhöchststandes und "reichen Fischzuges" festgehalten? Wo findet man eine so alte und so "originelle Hochwasser-Marke"?
Quelle: Trierisches Jahrbuch 1967 – Verein Trierisch
Thomas Lehnart